Nach dem die letzten angepeilten Skitage im Dezember 2024 stets ins Wasser/in den Nebel/in den Schneemangel fielen, wurde Sohnemann etwas ungeduldig, wann wir denn endlich mal wieder Ski fahren würden. Auch ich hatte zwar ende November eine Woche Ferien, doch alles was an Optionen blieb, war da Zermatt mit 2 Gletscherliften oder Saas Fee, ebenfalls Teilbetrieb am Gletscher. Bei überschaubar gutem Wetter hate ich darauf echt keine Lust. Also hab auch ich es bisher gelassen. Der kurze Wintereinbruch Anfang Dezember fiel natürlich auf ein Arbeitswochenende, und so sollte sich die erste Skioption an Heiligabend bieten. Am Vortag teilte mir nämlich mein Kurzfrist-Dienstplaner mit, dass ich meine Freiwünsche für den 24. und 25.12.24 würde erfüllt bekommen.
Also kurz mit der Chefin des Hauses besprochen, ob das Skifahren aus ihrer Sicht möglich wäre. Sie meinte überraschend „JA“ und ja, sie meinte es auch 😉 .
Am 24.12. morgens sagte der Wetterbericht der Skigebiete in den Vogesen „vormittags bedeckten Himmel, nachmittags teils sonnig“ voraus. Okay, also Sohnemann halb 7 wecken. Auf die Frage „Wollen wir heut Weihnachtsskifahren gehen?“ hin sprang er als Antwort aus dem Bett auf und sagte grinsend wie ein Honigkuchenpferd „Papa, das ist jetzt so schön, da muss ich jetzt fast’n bisschen weinen“. Schnell wie nie war er unter der Dusche und in Klamotten – sogar die Skiunterhose zog er dieses mal bereitwillig von allein an.
Also: Frühstück und ab!
Halb 8 kamen wir bei uns in Hauingen weg und über A5, A35/36 und die „Schnellstraße“ ins Münstertal erreichten wir recht fix den Col-de-la-Schlucht. Auf dem Weg dorthin sah es auch irgendwie gar nicht nach „bewölktem Himmel“ aus, vielmehr zeigte sich die elsässische Hochvogesen-Seite im strahlenden Sonnenschein mit tiefer Verschneitheit vor stahlblauem Himmel. Die Straße hinauf zum Col-de-la-Schlucht war natürlich hervorragend geräumt, wie es in Grand Est üblich ist.

Eigentlich hatte ich Gérardmer als Ziel anvisiert, doch am Col-de-la-Schlucht sah man, dass es Richtung Westen tatsächlich wolkig war – mutmaßlich wären wir dort in den Wolken herumgefahren. Also: Blinker setzten und rüber nach La Bresse-Hohneck. Zu meiner Überraschung fanden wir auch recht schnell einen Parkplatz auf der Parkfläche Süd, die sich direkt an der grünen Verbindungspiste zur 4SB „Belle Hutte“ befindet. Selbiger Sessellift lief leider immer nur meterweise ohne Fahrgäste. Als wir dann soweit waren, fragten wir einen Mitarbeiter, ob der Lift nun laufen würde, denn alle anderen liefen die ca. 300 m (und 20 Höhenmeter) die Piste rauf zur „Front du neige“. Er meint: „nein, noch nicht, ich weiß auch nicht warum“. Das Pistenbulletin wies ihn jedoch als offen aus. Nachdem einige Skifahrer von weiter oben auch zu diesem Lift fuhren, wagten wir es dennoch auch und standen … vor einem geschlossenen Lift. Aber es war Personal da und dabei, die Sessel von dem festgefrorenen Schnee zu befreien. Auf Nachfrage sagten sie „Noch eine Viertelstunde“. Einen Skipass kaufen musste ich auch noch, also sollte das passen.


Das Personal vor Ort sagte mir, dass es hier keine Kasse gäbe – na prima – , aber es hätte einen „Borne“ für die Abholung von Onlinetickets. In der Tat erwies sich dies als Glücksfall, denn Handyempfang gab’s und so hatte ich dann die Tickets erst noch günstiger bekommen – 58,14 (!) Euro für mich und meinen 10-jährigen Sohn plus jeweils 2 Euro für die Keycard. Die Abholung am „Borne“ funktionierte tatsächlich einwandfrei (in der Schweiz hatte das bei mir in der Vorjahressaison bei 2 von 2 Versuchen nicht funktioniert…).
Danach waren es in der Tat nur noch ein paar Minuten und wir konnten hochfahren – als zweiter besetzter Sessel des Tages. Mit der bekanntermaßen sehr gemächlichen Bahn fuhren wir durchs reinste Winterwonderland – alles tief verschneit und eingefroren!
An dieser Stelle für jene, die das Gebiet nicht kennen, kurz eine kleine Beschreibung:
La Bresse-Hohneck ist das größte Skigebiet in den Vogesen, obwohl es wohl nur 21 km Pisten bietet, Gérardmer aber derer 40 haben soll. In La Bresse gibt es aber recht lange Abfahrten von bis zu 2,5 km Länge und aufgrund dreier Zubringeranlagen ab dem Tal nur begrenzte Wartezeiten. Auch die begrenzte Parkplatzzahl (trotzt Auffangparkplatz 5 min weiter) führt zu seltener Überfüllung. Das Gebiet erstreckt sich grob gesagt über 3 Gipfel/Bereiche: Grand Artimont, Kastelberg und Vologne/Chitelet. Im Tal befindet sich der Anfängerbereich. 6 Sessellifte (5x4er, 1x6er, 2 davon kuppelbar) und 7 Schlepplifte sowie 2 Förderbänder erschließen das Ganze. Alle Lifte sind selten in Betrieb (nur bei sehr starkem Andrang), allerdings gibt es einige Doppelerschließungen, der Bereich Chitelet/Goulet kann beispielsweise mit einer Anlage komplett erschlossen werden, obwohl es derer vier gibt. Für blutige Anfänger ist das Gebiet meines Erachtens nur bedingt geeignet, wer aber in Österreich blaue Abfahrten runterkommt, wird hier sehr glücklich sein, solange er nicht auf eine rote oder schwarze Abfahrt gerät. Die Skipasspreise sind nicht mehr so günstig wie noch vor 5 Jahren, wo man für um die 20 Euro den Tagespass bekommen konnte, aber sie liegen weiter unter denen in Österreich, am Feldberg oder in der Schweiz. Dennoch ist es das teuerste Skigebiet der Vogesen mit 39,50 für die Tageskarte normal an der Kasse gekauft. Online ist es IMMER günstiger, auch direkt vor Ort am selben Tag. Parken ist kostenlos, am Wochenende und den Ferien gibt es auch diverse brauchbare Busverbindungen ins Gebiet. Ferienwohnungen befinden sich direkt an der Front du neige, ansonsten schläft man entweder am Col-de-La-Schlucht oder im Ort La Bresse. Von Südbaden aus und aus dem Raum Basel ist das Gebiet mit dem Auto in ca. 1:30 bis 1:45 h zu erreichen.
Oben am Grand Artimont war es einfach nur noch traumhaft, tiefster Winter und keine anderen Skifahrer! Was wäre heute wohl in Flumserberg oder Sörenberg los?


Wir fuhren erstmal die grüne „Crête“ und „Casquette“ hinab, um dann weiter unten auf die schöne, blaue „Blanchemer“ zu kommen.



Weiter unten geht’s dann über Skiweg-Verbindungen (genannt Piste „Anice“ als Umfahrung des Steilstücks der „Blanchemer“) schön genussvoll durch den tiefverschneiten Wald, bis man dann eben doch ein paar Meter steil fahren muss. Hat Sohnemann aber sehr gut hinbekommen, im Gegensatz zu vielen anderen .
Unten an der Front de neige (ich dachte, ich hätte ein Foto gemacht, aber irgendwie dann doch nicht…) fuhren wir kurz mit dem Zauberteppich „Hansel“ oder „Gretel“…weiß nicht, welcher welcher ist auf den Übungshang, um nicht so weit zur 6KSB „Vologne Express“ schieben zu müssen. Der Anfängerhang hier ist irgendwie speziell – der ist steiler als manch blaue Piste weiter oben, aber grün markiert – freilich hat es aber noch für die allerersten Schwünge einen eigenen Schischulbereich. Wir sind dann mit der genannten 6KSB rauf auf Anhöhe „Vologne“. Dort setzte sich das Winterwonderland natürlich fort.


Wir fuhren erstmal noch zur 4SB „Chitelet“ ab, die Pisten hier sind sehr schön. Die 4SB ist eine der beiden noch verbliebenen unbequemen Dinger hier. Die Lehnen reichen nur bis in Nierenhöhe und alles ist eng – die sind für Menschen mit nur halbem Oberkörper und Spargelbeinen konzipiert.



KSSL „Goulet 2“ – man hatte auch hier technische Probleme, immer wieder wollten Stangen nicht einkuppeln und schienen sich oben zu verkeilen – die Folge waren Stopps mit Hinaufklettern und Richten des Problems. Zudem wurden die „Problemstangen“ mit Klebeband markiert. Das führte dann zu sagenhaften Wartezeiten (die einzigen an diesem Tag) von ca. 5 min:

Von oben ging es dann in die „Auberge Chaume de Schmargult“, direkt an der roten „Lande“ gelegen. Hier gab es mit überschaubarer Wartezeit alles, was man sich vorstellen kann von Würstel mit Pommes (9,50 glaub ich) über Haxe und „Munstiflette mit grünem Salat“ (13,00) bis hin zu Kuchen, Käse und Wurstplatten sowie Salaten. Die Preise schienen mir ganz okay, wenn man jene aus den Alpen kennt. Mineralwasser kam 2,50/0,5l , Bier 6 Euro/0,5l und Cola 3,00 Euro/Dose, ein Espresso 2 Euro.
Munstiflette – nicht ganz so schön hergerichtet und gratiniert wie im Vorjahr in Le Markstein, aber geschmacklich sehr gut:

Blöderweise kommt man nur auf der roten Abfahrt wieder richtig von hier weg (ein früherer KSSL in deren oberem Bereich wurde vor paar Jahren demontiert), da musste mein Kleiner jetzt durch. Hier stürzte er auch das einzige Mal des Tages, weil die Ski sich entschieden, in unterschiedliche Richtungen zu fahren…
Wir sind dann mit der neuen 4SB „La Lande“ nochmal rauf – hier hat man glücklicherweise den alten 3er-Sessel mit dessen GMM-Unbequemlichkeit durch ein neueres, bequemes Exemplar ersetzt. Dank Förderbandeinstieg fährt er auch akzeptabel schnell.
Anschließend ging es über die blaue „Duchesse“ – auch eine sehr schöne Abfahrt – nochmal runter:



Meine klare Empfehlung für den sportlicheren Fahrer wäre dort oben die rote „Stade de slalom“ oder die „Feigne“, beide durchaus mit Gefälle ausgestattet und wenig befahren.
Für uns ging es nun über die blaue „Chaume“ und die „Bourvil“ zurück ins Tal.

Sohnemann hatte nun auch genug vom Skifahren und so ging es dann mal heim zur Bescherung:

Auf der Rückfahrt fuhren wir dann über den Col de Bonhomme und das Thurtal nach Mulhouse – und hier geschah Unglaubliches: Ein Winterdienstfahrzeug schob die Straße vor uns frei und streute Salz!!!!!!!! 😮 – Ich wusste nicht, dass es das hier gibt!!! Hab ich noch nie erlebt, ich kenn diese Passstrasse nur mit schneebedeckter Fahrbahn, nun wurde sie extra für uns schwarz geräumt staun.
Jedenfalls errreichte wir dann sicher und glücklich gegen 16 Uhr wieder Hauingen.