Die Region, das Dreiländereck Deutschland/Frankreich/Schweiz, ist extrem vielseitig und natürlich multikulturell. Die Grenzen sind da, aber kaum spürbar – dem Schengen-Abkommen sei Dank. Es gibt in der Regel keine Grenz- und Zollkontrollen, wenn man ins Nachbarland reist. Arbeiten und/oder Wohnen im jeweils anderen Land sind in der Region Alltag. Gleiches gilt für Einkäufe oder die Freizeit. Ich betrachte das Ganze natürlich aus Sicht eines Bewohners der deutschen Seite.

Unsere „Großstadt“ ist die schweizer Messe- und Kunstmetropole Basel, unsere Flüsse sind Rhein und Wiese und vielleicht noch die Kander. Unsere Gebirge sind der Schwarzwald, aber auch der Dinkelberg, der Hotzenwald, die Vogesen, der/das Jura und natürlich die Alpen. In all diesen Bergen fährt man Ski, man wandert, man genießt die Aussicht (auch aufs jeweils andere Gebirge).
Woran es von Natur aus mangelt? An Seen! Außer ein paar (ehemaligen) Kiesgruben oder kleinen Bergseen ist Baden eigentlich nur im Schwimmbecken oder gegebenenfalls im Rhein (!) möglich. Dass man hier gut baden kann, wussten schon die Römer, deren Spuren an vielen Orten der Region sichtbar sind, auch in den zahlreichen „Römerstraßen“ in diversen Orten. Die Römer erkannten das hier natürlich sprudelnde Thermalwasser und schufen entsprechende Thermen wie zum Beispiel in Badenweiler. Andere Thermalquellen entdeckte man eher zufällig, wie jene in Bad Bellingen, welche bei Bohrungen nach Öl gefunden wurde.
Und die Menschen? Die Alteingesessenen mögen einem manchmal zuerst etwas knorrig vorkommen, vor allem je weiter man in die Tiefen des Schwarzwaldes vordringt. Aber oft auch schon beim ersten persönlicheren Kontakt wird man schon ins Herz geschlossen. Im Übrigen habe ich „hier unten“ gelernt, dass man beim Einkaufen auch „Hallo“ oder „Solli“ und „Tschüss“ sagen kann statt dem in meiner Heimat üblichen förmlichen „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“. Irritieren tut mich noch heute, dass man sich auch nach 14 Uhr noch „Ä scheene Middag“ wünscht, denn der Nachmittag ist in Südbaden auch einfach „Mittag“.
Auffallend ist die Sprache: Alemannisch ist in allen drei Ländern die Grundlage, in Südbaden heißt der Dialekt auch so, in der Schweiz ist es natürlich Schwyzerdütsch und im Elsass Elsässerdütsch, wobei aufgrund historischer Entwicklungen dort kaum jemand diese Sprach spricht – Französisch ist angesagt!
Das Alemannische ist seltsam, ich halte mich für relativ sprachbegabt, aber Alemannisch kann ich auch nach 14 Jahren Dreiländereck nicht. Ich verstehe es weitestgehend, aber sprechen…nein. Allerdings habe ich mir auch die „sch“-Wörter angewöhnt: „weisch“, „häsch“, „muesch“, „kannsch“… . Und inzwischen verabschiede ich mich auch desöfteren mit „Ä scheene (no)“, was soviel bedeutet wie „Einen schönen Tag noch“ (man kennt dies z.B. aus dem Italienischen als „Buona giornata“).
Klingt alles toll? Alles ist toll? Nein, natürlich gibt es auch Konflikte, wo verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. Vor allem Schweizer und Deutsche beäugen sich gegenseitig mit Skepsis. Die Vorurteile sind dabei paradoxerweise die selben: arrogant, unfreundlich, geizig, laut. Es scheint, als schaue der Elsässer dem vergnügt zu, ist er doch sprachlich eher am Schweizerdeutschen, von der Mentalität her eher am Deutschen dran.
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